8:30 Uhr - Buongiorno Sicilia, buongiorno Etna!
Wunderbar geschlafen in einem Doppelzimmer im traumhaft gelegenem Agriturismo von Alfio. Jedem, der in der Nähe des Etnas und Catanias übernachten möchte, um auch morgens noch schnell das Wetter für eine Etnabegehung checken zu können, sei der Agriturismo Borgo Levante ans Herz gelegt. Gegen 9:00 Uhr typisch sizilianisches Frühstück mit frischen Cornetti und selbstgemachter Zitronenmarmelade (leckalecka!) zu uns genommen und dann die Rucksäcke gepackt.
Es scheint der perfekte Tag für den Etna, noch dazu wird heute unser Neffe ein Jahr älter ... das schreit doch schon förmlich nach einem Geburtstagsselfie auf dem Berg!
10:00 Uhr - Abfahrt Richtung Etna
Die Strecke bis zum Vulkan würde vom Agriturismo Borgo Levante etwa eine knappe Stunde Fahrtzeit bedeuten, bis Catania alles easy, ab Catania (Ausfahrt A18 - Gravina) über Gravina di Catania und Mascalucia Richtung Nicolosi dagegen eigentlich immer Stau, egal zu welcher Uhrzeit und an welchem Tag man diese Strecke fährt. Wahlweise könnte man noch über die "zona industriale" (Ausfahrt A18 - Misterbianco, dann auf die SS 121 und die nächste Ausfahrt wieder runter) fahren, muss jeder einfach mal selber ausprobieren.
Nach Nicolosi geht es so langsam los mit den Lavafeldern - die untersten Schichten stammen von den Ausbrüchen im 16. Jahrhundert, die frischeren oben drauf sind jüngeren Alters, teilweise von dem Ausbruch 2001 - und wir tauchen ein in das Reich der Serpentinen. Die Ohren gehen hin und wieder zu, zwischendurch kann man mal Pause machen und den Blick über Catania und die südöstliche Küste Siziliens schweifen lassen, wunderbar!
11.15 Uhr - Ankunft an der Talstation / Rifugio Sapienza Sud
Wir haben April und brrr..., verdammt kalt ist es hier. Wir ziehen alles an, was wir dabei haben, sogar noch die Weste drunter. Gott sei Dank habe ich eine Kaputze an der Jacke, denn eine Mütze hatte ich gar nicht mit eingepackt. Für alle sei erwähnt, dass man im Notfall warme Jacken, Regenjacken, Mützen, Handschuhe und sogar festes Schuhwerk an der Bergstation der Seilbahn gegen Gebühr ausleihen kann.
Zum Lösen der Tickets mussten wir nicht lange anstehen, schnell rein in die 4er-Gondel und los ... 400 Höhenmeter in knapp 20 Minuten. Rechts und links neben der Seilbahn, die das letze Mal erst 2002/2003 durch eine Eruption zerstört und an anderer Stelle wieder aufgebaut wurde, verlaufen die vier Skipisten des Skigebietes Etna Sud. Zwei Skilifte, ein Sessellift und die Seilbahn selbst bringen die Skiläufer von 1.920 bis auf 2.604 m Höhe. Die längste Abfahrt ist dabei 2.7 km lang. Wir denken, dass wir das auch noch mal ausprobieren werden!
11:45 Uhr - vor der Tür der Bergstation Funivia dell´Etna
... der Wind pfeift ordentlich ... obwohl die Sonne scheint, ist es wirklich empflindlich kalt - bitte nie unterschätzen! Ein Blick zur vor uns liegenden Serpentinenstraße, die auch die Busse bis zum Torre di Filosofo benutzen - denn im April gibt es keine Möglichkeit, einfach querfeldein zu laufen - lässt mich ein wenig irritiert gucken. Vor uns bauen sich Berge von Schnee auf, das hatten wir so nicht erwartet. Kurz maßgenommen, Fotos gemacht ... die Fräsen haben die Straße tatsächlich in eine etwa 4 bis 5 Meter hohe Schneewand geschreddert. Das kannten wir bis dahin nur von der Hochalpenstraße Timmelsjoch in den Tiroler Alpen. Na, das kann ja noch lustig werden!
12:00 Uhr - Aufbruch zum Torre di Filosofo
Wir gehen los, für zwanzig Minuten in Begleitung einer Familie mit kleinerem Kind, die jedoch nach kurzer Zeit aufgeben und umkehren. Die Straße ist relativ steil und es ist teilweise glatt, trotzdem kann man diese Wanderung auch als absolut Ungeübter gut schaffen. Sogar unsere Kinder haben ein Jahr später mit 9 und 12 Jahren diese Tour problemlos und ohne Knurren und Murren bewältigt. Mit ausreichend Pausen für Landschaft genießen, etwas Trinken, Fotos machen und die Busse vorbeilassen, ist man etwa 2 Stunden später am Torre di Filosofo. Hier spucken die im April noch mit Schneeketten ausgestatteten Minibusse und Jeeps etwa alle halbe Stunde zwei Handvoll Menschen aus, häufig zu leicht bekleidet, die dann auch schnell wieder in den selbigen verschwinden und abwärts gebracht werden.
Schon kurz nachdem wir von der Bergstation aufgebrochen waren, hörten wir im Hintergrund ab und an ein noch zartes Knallen. Ist er das etwa? Der Etna.
13:40 Uhr - Sizilien in 2.920 m Höhe
Wir sind da - schneller als erwartet - und das Knallen ist wesentlich lauter geworden. Leider auch der Wind ... und es gibt keine Schutzhütte mehr. Wir besprechen, für etwa eine Stunde hier oben zu bleiben, etwas zu essen, natürlich Fotos und Videos zu machen. Die letzte Tahlfahrt ist um 16.45 Uhr.
Es ist ein behebendes Gefühl, dem höchsten und aktivsten Vulkan Europas jetzt einfach so gegenüberzustehen, ihm beim Brodeln und Fauchen zuzuhören, wobei wir das Wenige, was er uns bis dato
dargeboten hatte, schon als Viel empfanden ... sollte sich das etwa noch ändern?
Gegen 14:00 Uhr berichtet uns ein vorbeilaufender Passant fast beiläufig in englischer Sprache, dass in Kürze ein Ausbruch des Etna zu erwarten sei ... bitte!? .... Hier? Heute? Jetzt?
Ein für uns völlig unerwarteter Ausbruch stand also bevor.
Selbstverständlich sind wir geblieben, länger als die geplante Stunde, trotz aufkommenden Muffensausens. Zeit bis zur letzten Talabfahrt hatten wir ja noch genug, das Spektakel wollten wir uns eigentlich nicht entgehen lassen und ... im Nachhinein sind wir ungemein froh über diese Entscheidung.
Wir haben innerhalb kürzester Zeit sehr viele Fotos gemacht, man konnte seinen Blick aber auch gar nicht mehr abwenden ... zur richtigen Zeit am richtigen Ort!
The BEST OF IMPRESSIONEN ERUPTION ETNA haben wir HIER zusammengestellt. Viel Spaß!
... und auf dem Rückflug wenige Tage später konnten wir aus dem Flugzeug sehen, welche gewaltige Schneise die ausgetretene Lava im Valle di Bove in den Schnee, der nach dem 6. Paroxysmus noch gefallen ist, geschnitten hatte.
Auf dem Foto links neben der Schneise sieht man auch die Serpentinenstraße, auf der die Jeeps und Kleinbusse oder die eigenen Füße einen bis zum Torre di Filosofo bringen ... beides nicht
wirklich weit voneinander entfernt!