Knapp zehn Kilometer nördlich der Stadt Avola liegt das Riserva Naturale orientata Cavagrande del Cassibile. In diesem 2.700 ha großen, 1984 zum Naturschutzgebiet erklärten Gebiet hat der Fluß Cassibile über Jahrmillionen eine tiefe Schlucht in den Kalkstein der Monti Iblei "gefressen", der italienische Grand Canyon, "La Cava Grande del Cassibile".
Auf gut 10 Kilometer erstreckt sich diese gigantische Schlucht, gesäumt von üppiger Macchia, duftendem Oleander und riesige Platanen. Wenn Sie einen Abstieg in das Flusstal planen, beginnen Sie diesen am besten auf einem Hochplateau in der Mitte der Schlucht, welches von Avola aus über die SP 4 in Richung Avola vecchia und Chiusa Cavallo zu erreichen ist. Der Weg zum Eingang in das Naturreservat (Belvedere di Cavagrande) ist ausgeschildert. Nach einer Sicherheitsregistrierung (Name und Anzahl der Personen) am Parkplatz beginnt der knapp einstündige Abstieg (bitte nur mit festem Schuhwerk!) in die etwa 250 Meter tiefe Schlucht. Unten angekommen führt ein Weg vorbei an treppenförmigen Auswaschungen, kleinen Wasserbecken verbunden durch kleine Wasserfälle und Überläufe, bis diese schließlich in einem großen See enden und der nun seichte Fluss Cassibile in Richtung Meer im Dickicht des Schilfes verschwindet.
Nach dem bereits atemberaubenden Blick vom Hochplateau in die Schlucht hinunter und bei guter Sicht sogar bis zum Ätna, findet nach der Anstrengung des Abstieges nun ein Bad im frischen, kristallklaren Wasser des Sees seinen Höhepunkt.
Bitte planen Sie für den Aufstieg je nach Kondition eine bis anderthalb Stunden ein.
Bei Regen ist der Abstieg nicht erlaubt und der Eingang zur Schlucht geschlossen!
Prähistorisch gesehen hat dieses Naturschutzgebiet auch einiges zu bieten. Bereits im 13. Jh. v. Chr. sollen hier die Sikuler kleine Siedlungen in den Fels geschlagen haben. Etwa 8.000 Steingräber aus der Zeit um 900 v. Chr. weisen auf eine Nutzung des Gebietes als Nekropole (Begräbnisstätte oder Totenstadt) hin.
Etwa im 13. Jahrhundert v. Chr. haben die Sikuler, ein Urvolk aus Mittelitalien, unterschiedlich große Ansiedlungen in die Felswände der Schlucht geschlagen. Einige Jahrzehnte später ist daraus
eine Nekropole, eine sogenannte Totenstadt, entstanden. Sie ähnelt der Totenstadt des nahe gelegenen Gebietes von Pantalica. Nekropolen können dabei Ansammlungen von Kammergräbern, meist
ebenerdig, sogar unter Gebäuden, oder auch künstlich angelegte Felsengräber sein. Der am Steilhang des Tales im Norden gelegene archäologische Fundort wies hunderte dieser Kammergäber auf, viele
enthielten wertvolle Grabbeigaben. Erst später wurden diese, eigentlich nur für ein Begräbnis vorgesehenen Kammern in Wohnhöhlen umfunktioniert.